Mittwoch, 19. März 2014

Sneak-Preview-Review #1: »Words and Pictures«

»Words and Pictures« wird von drei Handlungsebenen bestimmt: Die sich entwickelnde Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren, der sich daraus ergebende »Wettkampf der Künste« und schließlich das Szenario der Privatschule, vor dem sich beides abspielt.

Leider krankt der Filme dabei gleich an zweien seiner drei Ebenen: Zunächst einmal ist der dargestellte »Lebensraum Privatschule« weder sonderlich originell noch aufregend und insgesamt bleibt die Institution mit ihren High-Society-Milchgesichtern blass und der sich entwickelnde Subplot um eine drangsalierte Schülerin wirkt aufgesetzt und wird schnell als reines Mittel zum Zweck deutlich, der Haupthandlung mehr Spannung zuzuführen.

Der zweite und viel schwerer wirkende Kritikpunkt liegt jedoch in der (ich traue mich fast gar nicht, sie überhaupt so zu bezeichnen) »kunsttheoretischen« Prämisse des Films, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist: Der vor dem Hintergrund der Schule inszenierte Wettstreit zwischen Worten und Bildern ist von der Sekunde seiner Ausformulierung an eher für ein Gähnen gut, gerade weil sich auch der kunstdesinteressierteste Zuschauer denken kann, in welche Richtung die Lösung des Ganzen tendieren wird. Natürlich stellt der Film von Anfang an klar, dass es bei diesem Kampf gar nicht um die Sache selbst geht, sondern um die angeknacksten Egos der beiden Hauptcharaktere und um die für alle Beteiligten letztendlich inspirierende und quasi emotionale Ressourcen mobilisierende Wirkung des Ganzen. Leider reitet der Film dennoch immer wieder auf seiner allem vorausgehenden, äußerst seichten und pseudointellektuellen Behandlung von Kunst herum, die nach viel zu langen 111 Minuten in einem rührseligen Finale kulminiert, in dem besonders das anfangs noch erträgliche Runterzitieren amerikanischer Schriftsteller außer Kontrolle gerät und als weiteres Indiz für die Schwurbeligkeit des geistigen Überbaus von »Words and Pictures« erkennbar wird: Wenn das Drehbuch nicht mehr weiter weiß, werden halt wahllos Zitate der »Großen« ausgegraben.

Die dritte Handlungsebene rettet den Film dann doch noch auf ein fast schon sympathisches Mittelmaß: Zwar stellt sich die Beziehung zwischen Jack und Dina schnell als am Reißbrett entworfen heraus, doch die beiden Hauptcharaktere können dieser Vorhersehbarkeit eines gutes Stück entrinnen. Beide sind angenehm schrullig, widerborstig und ihre menschlichen Schattenseiten treten deutlich hervor – selbst wenn Jack als auf Grund gelaufener Autor, der sich an seinen Job als Englischlehrer an einer Privatschule klammert und angesichts seiner Schreibblockade und der Entfremdung seines Sohnes schleichend in die Alkoholabhängigkeit rutscht, schnell in der Klischeekiste landet. Sein loses, die Umgebung mit ungezählten etymologisches Klugscheißeren über die von ihm so hoch verehrte englische Sprache nervendes Mundwerk wirkt dann wieder wie eine künstliche Drehbuchidee, die zunehmend nervt, ähnlich wie der zu oft zur Schau gestellte kollegiale Wettstreit um das Aufspüren von Worten mit schwindelerregenden Silbenzahlen. Clive Owen gelingt es jedoch immer wieder, dem etwas holzschnitthaften Charakter erheiternde Momente abzutrotzen und der statischen Figur Leben einzuhauchen, auch wenn das Drehbuch ihn zu einem eher unsympathischen Kotzbrocken zu degradieren versucht.

Als wirklich gelungenen Charakter lässt sich dagegen die scharfzüngige Dina, eine ehemalige Künstlerin, deren Leben und Schaffen von einer körperliche Erkrankung aus der Bahn geworfen wurde, beschreiben – nicht zuletzt durch Juliette Binoches Verkörperung wird sie zur deutlich runderen und interessanteren der beiden Hauptfiguren und kann ehrliches Interesse wecken, ohne in Klischees zu verfallen.

Auch das Zusammenspiel der Beiden von der Welt und sich selbst Enttäuschten, die jedoch immer wieder kindliche Aufgewecktheit durchblickt lassen, ist eines der gelungeneren Elemente des Films und schafft es den Großteil der Zeit über, dass man die Kritikpunkte für eine Zeit lang beiseite legen und sich von der herrlichen Chemie der beiden Charaktere hinreißen lassen kann.

An diesem Punkt empfinde ich es als wirklich schade, dass »Words and Pictures« letztendlich nur an der emotionalen Oberfläche seiner beiden Hauptcharaktere kratzt, an ihren Hoffnungen und Abgründen. Es ist genau diese Ebene, die, getragen von den gut gelaunten Darstellern, den Film vor einem Totalausfall rettet – und immer wieder auch darüber hinaus. Leider befasst sich der Film stattdessen lieber zu viel mit seinen überflüssigen pseudointellektuellen Kunstbetrachtungen und dem nicht wirklich aus der Masse dieser Filme herausragenden Alltagsleben der Privatschule. Hätte der Film sich auf seine Charaktere konzentriert und alles andere auf das Nötigste reduziert und gestrafft, wäre das Endergebnis wahrscheinlich deutlich interessanter geworden.

Bewertung: 6/10

USA 2013
Regie: Fred Schepisi
Drehbuch: Gerald Di Pego
Darsteller: Clive Owen, Juliette Binoche, Valerie Tian, Bruce Davison
Laufzeit: 111 Minuten
Kinostart: 22. Mai 2014

Kritik auf moviepilot.de

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